Eisvogel, fotografiert von Christopher Engelhardt

Wie geht es dem Eisvogel nach den Eiswochen des Winters?

Der Vogel, der vom Fischfang lebt, hat einen harten Winter hinter sich.


Text von Christopher Engelhardt

Der vergangene Winter kam spät. Aber dann kam er mit Macht. Nach wochenlangem trüb-nassen und milden Winterwetter wurde es im Februar sonnig – und eiskalt. Vielerorts purzelten die Temperaturen auf neue Kälterekorde und sorgten bis ins Flachland für arktisch anmutende Verhältnisse mit hohem Schnee und großflächiger Vereisung. Trotz eines sehr milden Zwischenspiels im März blieb es bis zum Monatsende im Nordosten so kalt, dass manche Teiche und Seen ihre Eisdecke nur teilweise abschmelzen konnten. Das sind bitter harte Zeiten für Vögel, die vom Fischfang leben und daher zum Überleben auf freies Wasser angewiesen sind, vor allem Rohrdommel und Eisvogel. Gerade letzterer kann mit fortschreitender Eiszeit an immer kleiner werdenden Eislöchern und Rinnsalen beobachtet werden, wie er noch Nahrung zu erjagen versucht, die ihm über den heftigen Energiebedarf dieser Eiswochen hinweghilft. Viele der Tiere, die nicht rechtzeitig in den milderen Südwesten ausweichen konnten, schaffen es nicht. In lange anhaltenden Eiswintern überlebt in unseren Breiten manchmal nur jeder zehnte Eisvogel. Die meisten der bekannten Jagd- und Brutreviere bleiben dann im Frühjahr unbesetzt, und der bunte Jäger wird zu einem wahrhaft seltenen Vogel. Ganz so dramatisch war es in diesem Winter nicht, da die Eiszeit nur wenige Wochen währte. Dennoch zeigen schon die in naturgucker.de eingegebenen Daten, dass sich die Eisvogel-Beobachtungen in der ersten Märzhälfte 2018 im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2017 in den norddeutschen Bundesländern halbiert haben – trotz wachsender Beobachterzahl. Achten Sie doch in den kommenden Wochen einmal bewusst auf die Ihnen bekannten oder geeigneten Eisvogel-Habitate, und dokumentieren Sie Ihre Sichtungen auf naturgucker.de. Auch wenn der Bestand jetzt vielerorts deutlich geschrumpft sein dürfte, gibt es Hoffnung für den fliegenden Edelstein. Denn in guten Sommern kann ein Eisvogelweibchen mit tatkräftiger Unterstützung des Männchens bis zu drei Bruten mit jeweils fünf, sechs oder gar neun Jungen hochbringen, sodass die Verluste des Winters schnell wieder vergessen sind.

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