Fotografiert hat den Farn (Blechnum spicant) Rita Lüder am Glaswaldsee.

Wenn sich der Frühling entrollt

Warum Farne viel mit Luftschlangen und Konfetti zu tun haben, verrät Rita Lüder.


Text: Rita Lüder.

Farne haben die Menschen seit Urzeiten fasziniert, und einige Bräuche überdauerten in abgewandelter Form bis heute. Wer weiß denn, dass die beim Aufblasen abrollbare Papierschlange der Kinder nach dem Vorbild eines zusammengerollten Farnwedels entstanden ist? Die dort verborgene Spirale galt als Glücks- und Heilsymbol. Tatsächlich sind die Wedel der Farne faszinierend anzuschauen, wenn sie sich im Frühjahr wieder neu entrollen. Oft sehen sie aus wie eigene Zauberwesen und liefern spannende Fotomotive.

Farne galten viele Jahrhunderte lang als magische Wunderpflanzen: Man versuchte, sich der „Zauberkraft dieser beseelten Pflanzenwesen“ zu bemächtigen. Unzählige Märchen, Lieder und Sagen erzählen von ihnen, und sie wurden in etliche Riten einbezogen. So hieß es etwa vom Wurmfarn, die in der Johannisnacht gesammelten Sporen diese Farnart würden unsichtbar machen. Auch die sich gegenseitig übergestreuten Farnwedel und Sporenbehälter sollten für Liebe und Kinderreichtum sorgen. Diese ersten „Konfetti“ sind der Ursprung unserer Papierkonfetti. Diese kann man allerdings erst im Sommer finden. Die einzelnen Sporen sind winzig klein, damit sie der Wind möglichst weit tragen kann. Zu unzähligen werden sie auf der Unterseite der Wedel in Sporenbehältern, den Sporangien, gebildet. Meist liegen viele von ihnen zusammen in kompakten Sporenpaketen, den Sori, und werden von einem Schleier (Indusium) bedeckt. Die Form des Schleiers und der Sporenpakete sind übrigens für die Bestimmung der Farne sehr wichtig.

Farne spielten nicht nur in Mythen und Legenden eine Rolle, sondern wurden auch im täglichen Leben eingesetzt. Den Gewöhnlichen Wurmfarn Dryopteris filix-mas nutzten schon die alten Griechen gegen Würmer. Wegen der Vergiftungsgefahr bei Überdosierung gehört dieser Brauch allerdings der Vergangenheit an. Der Wurzelstock des Tüpfelfarns Polypodium vulgare hat einen süßen Geschmack, wird deswegen auch Engelsüß genannt und findet heute noch in der Volksheilkunde und zum Aromatisieren von Likören und Bitterschnäpsen wie etwa im Boonekamp Verwendung. Asiaten und Neuseeländer legen die jungen Triebe des weltweit verbreiteten Adlerfarns Pteridium aquilinum ein oder mahlen die Wurzeln und verarbeiten sie zu Brot.

Weitere Infos finden Sie in dem „Grundkurs Pflanzenbestimmung“ von Rita Lüder, Quelle & Meyer Verlag, 19,95 Euro.

www.naturgucker.de