Goldene Acht oder Hufeisenklee-Gelbling fotografiert von Christopher Engelhardt

Wanderfalter in Not

Auch Schmetterlinge gehören zu den Verlierern des Insektensterbens


Text von Christopher Engelhardt

Die aktuelle Situation bei unseren Schmetterlingen erfüllt viele Menschen mit Sorgen. Die Erkenntnis, dass wir insgesamt ein dramatisches Insektensterben zu verzeichnen haben, hat mittlerweile ja auch in den Medien Aufmerksamkeit bekommen. Wahrscheinlich wird es nur wenige Normalhörer aufgeschreckt haben, als kürzlich über die NDR-Nachrichten die Meldung kam, dass „besonders Schwebfliegen und Heuschrecken betroffen“ seien. Aber allseits bekannte und auffällige Sympathieträger der Insektenwelt gehören auch zu den Verlierern: unsere Schmetterlinge. Vielleicht noch nie habe ich bei uns so wenige Tagfalter gesehen wie in diesem Jahr. Was, so fürchte ich, nicht nur der oft nassen Witterung geschuldet ist. Als Beispiel für eine früher weit verbreitete, mittlerweile aber vielerorts bedrohte Tagfalter-Art hat der NABU für 2017 die „Goldene Acht“ (Colias hyale) zum „Schmetterling des Jahres“ ausgerufen. Der Falter kann sich nur dort entwickeln, wo es naturnahe, blütenreiche Wiesen gibt. Denn als Raupe ernährt er sich von Luzerne (Medicago sativa), Horn- (Lotus corniculatus), Hopfen- (Medicago lupulina) und Wiesen-Klee (Trifolium pratense) sowie Vogel-Wicke (Vicia cracca). Solche bunten Wiesen werden aber durch die intensive Landwirtschaft und den Einsatz von Kunstdünger immer mehr zurückgedrängt. Zwar kann die Goldene Acht als ausgesprochener Wanderfalter durchaus mehrere Hundert Kilometer zurücklegen und drei bis vier Generationen pro Jahr hervorbringen. Dies geht aber nur dann, wenn sie genügend geeignete Lebens- und Entwicklungsräume vorfindet, wo ihre Raupe fressen, wachsen und überwintern kann. +

Beobachtungen melden

Noch bis in den Oktober hinein lassen sich fliegende Falter dieser Art beobachten. Aber Vorsicht: Nicht alles, was nach Goldener Acht aussieht, ist auch eine! Denn der Falter hat eine zum Verwechseln ähnliche Zwillings-Art, den Hufeisenklee-Gelbling (Colias alfacariensis), der der Goldenen Acht selbst in Genitalstruktur und Chromosomenzahl gleicht. Nur die Raupen sind verschieden. Manchmal gelingt es aber, die oberseits weißlich gefärbten Weibchen an ihrem Verhalten zu unterscheiden. Der Hufeisenklee-Gelbling legt im Unterschied zur Goldenen Acht seine Eier nur an Hufeisenklee oder Kronwicken ab. Da man beide Arten seriöserweise im Feld meist nicht unterscheiden kann, bietet naturgucker.de die Möglichkeit, Beobachtungen als „Goldene Acht / Hufeisenklee-Gelbling (Artengruppe)“ zu erfassen.

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