Feuersalamander fotografiert von Wothe.

Von Regenmollis und Feuermolchen

Ist der Feuersalamander ein feuerfestes Wundertier? Frank Allmer ging auf Spurensuche nach dem versteckt lebenden Lurch.


Text: Robert Lücke.

Schon seit unserer Kinderzeit kennen wir den schwarz-gelben Molch als Comicfigur „Lurchi“: den Feuersalamander (Salamandra salamandra). Mundartlich heißt der „Lurch des Jahres 2016“ auch Regenmolli oder Feuermolch. „Regenmolli“, weil die Tiere gern bei Regen unterwegs sind, denn Salamander müssen sich wegen ihrer durchlässigen Haut vor Sonne und Trockenheit hüten. So lassen sie sich tagsüber lediglich bei Regenwetter blicken und leben in feuchten und kühlen Laubwäldern. Aus ihrem Versteck unter Totholz und Baumwurzeln, in Felsspalten oder verlassenen Mäuselöchern kommen Feuersalamander sonst nur nachts hervor und gehen auf die Pirsch nach Asseln, Käfern, Nacktschnecken und Würmern. „Feuermolch“ heißt der Feuersalamander, weil schon die alten Römer fest daran glaubten, der Lurch überlebe im Feuer. „Er ist so kalt, dass er wie Eis durch bloße Berührung das Feuer auslöscht“, schrieb der römische Gelehrte Plinius der Ältere vor fast 2.000 Jahren in seinem Buch „Naturalis historia“. Die Legende vom brandhemmenden oder zumindest feuerfesten Schwanzlurch hielt sich bis ins Mittelalter, und dieser Aberglaube brachte dem Feuersalamander seinen deutschen Namen ein: Salamander überwintern nämlich gern in Gruppen von zwanzig und mehr in Holzstapeln, und legte man das Holz aufs Feuer, erschien wunderbarerweise plötzlich ein Salamander aus den Flammen. Mit anderen Lurchen lassen sich Feuersalamander kaum verwechseln. Dazu sind die gelb-orangefarbenen Flecken auf dem lackschwarzen Grund zu augenfällig. Wer das erste Mal einen Feuersalamander in natura und ganzer Pracht sieht, wird ihn vielleicht für ein Plastiktier halten – so viel Leuchtkraft und Kontrast, gepaart mit feucht glänzender Hautoberfläche sieht man eben nur selten. Diese schwarz-gelbe Zeichnung, die von Tier zu Tier extrem unterschiedlich aussehen kann, dient vor allem der Warnung und Abwehr von Fressfeinden. Und das ist gut so, denn bei Belästigung und Gefahr sondern die Salamander aus Drüsen hinter den Ohren und am Rücken ein Hautgift ab, bestehend aus Samandarin, Samandaridin und Samanderon. Tiere, die einen Feuersalamander fressen, können unter Umständen daran sterben. Für Menschen ist das Gift zwar harmlos, Kontakt mit Augen und Schleimhäuten sollte man aber vermeiden. Dass Feuersalamander Gift absondern, brachte ihnen den Ruf eines dämonischen Wesens mit übernatürlichen Fähigkeiten ein. Dazu noch einmal Plinius: „Der Schleim, welcher ihm wie Milch aus dem Maul läuft, frisst die Haare am ganzen menschlichen Körper weg: Die befeuchtete Stelle verliert die Farbe und wird zum Male. Wenn er auf einen Baum kriecht, vergiftet er alle Früchte, und wer davon genießt, stirbt vor Frost.“ Noch im Mittelalter unterstellte man den Feuersalamandern eine abnorme Giftigkeit. Es hieß, in den Brunnen gefallene Tiere vergifteten das Wasser, der bloße Hauch ihres Atems könne Menschen töten. Salamander waren später eine unentbehrliche Zutat aller Rezepte für Zaubergetränke von „Hexen“. Sogar noch 1836 wurde berichtet, dass Kinder nach dem Genuss von Wasser aus einem von Feuersalamandern bewohnten Brunnen binnen Stunden gestorben seien. Doch zurück zur Realität: Als erwachsene Tiere sind sie weitgehend unabhängig von Oberflächengewässern und führen ein verborgenes Dasein in Laubwäldern und deren Rändern, wo das Nahrungsangebot besonders groß ist. Bei uns wird Salamandra salamandra, je nach seinem gelben Zeichnungsmuster auf dem Rücken, in zwei Unterarten getrennt: die gebänderte Unterart (S. salamandra terrestris) mit dem Hauptverbreitungsgebiet West- und Mitteleuropa und der Gefleckte Feuersalamander (S. salamandra salamandra), der in Mittel- und Osteuropa vorkommt. In manchen Regionen überschneiden sich die beiden Unterarten, etwa im Rhein-Main-Gebiet. Während viele Lurcharten zur Paarung in Laichgewässer wandern, kopulieren Feuersalamander an Land. Das Männchen setzt dazu ein Samenpaket auf dem Boden ab, das vom Weibchen mit der Kloake aufgenommen wird. Dann dauert es acht Monate, bis im Weibchen etwa 70 kleine Salamanderlarven heranwachsen, die es lebend in kleinen Waldgewässern zur Welt bringt. Die Larven haben bereits vier Beine, atmen aber noch mit Kiemen und ernähren sich von im Wasser lebenden Insektenlarven. Sie selbst werden gerne von Bachforelle, -Saibling und Libellenlarven gefressen. Nach vier Monaten haben Salamander gewöhnlich ihre Verwandlung zum landlebenden, lungenatmenden Salamander abgeschlossen. Larven und ihre Eltern können anders als Froschlurche nicht quaken – den Schwanzlurchen fehlen die hierfür nötigen Schallblasen. Trotzdem vermögen Salamander Geräusche zu machen, die wie eine seltsame Mischung aus Fiepen, Piepen und Quietschen beschrieben werden können. Erwachsen sind sie erst nach zwei bis vier Jahren, was für heimische Amphibien eine sehr lange Zeit ist. Praktischerweise überleben sie die Frösche, Molche, Unken und Kröten aber deutlich – ein in Gefangenschaft gehaltener Salamander wurde 50 Jahr alt, in freier Natur sind es um die 20 Jahre. Erwachsene Feuersalamander haben wegen ihrer Giftsekrete im Grunde keine natürlichen Feinde. Gefährlich wird ihnen aber neuerdings der Schlagzeilen machende, sogenannte „Salamanderfresser“, ein für die Lurche lebensgefährlicher Hautpilz. Er stammt aus Ostasien und hat in den Niederlanden seit 2010 ganze Bestände ausgelöscht. In Deutschland war der Salamanderfresser-Pilz zunächst nur bei Terrarien-Tieren bekannt, inzwischen ist er auch im Freiland in der Eifel nachgewiesen. Wahrscheinlich gelangte er über den Tierhandel nach Europa. Denn mit wenigen Mausklicks können Feuersalamander problemlos über das Internet bestellt werden. Deshalb fordern Tier- und Artenschutzverbände, auch mit Blick auf solche Gefahren, den internationalen Tierhandel mit Wildfängen zu unterbinden – bislang erfolglos. 

Einen Text zur Unterscheidung der beiden Feuersalamander-Arten finden Sie in Ausgabe 19 des NATURGUCKER-Magazins. Bestellbar unter abo@naturgucker-magazin.de oder unter Telefon 02 11 – 61 08 95 45.

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