Goldammer fotografiert von Jari Peltomäki.

Vogelgesang im Hochsommer

Im Frühjahr ist es schwerer die Vogelstimmen zuzuordnen.


Text: Christopher Engelhardt.

Vögel singen – wie jeder weiß - vor allem im Frühjahr. Sie wollen damit Weibchen anlocken oder ihre Reviere markieren. An manchem Frühjahrsmorgen wird es schwer, die Stimmen überhaupt einzelnen Vogelarten zuzuordnen, weil so viele gleichzeitig singen. Das ist jetzt im August ganz anders. Die meisten Arten haben im Laufe des Juni oder spätestens im Juli ihre Gesangsaktivitäten eingestellt. Der einzige Vogel, den man in unseren Breiten sogar noch im Hochsommer regelmäßig hören kann, ist die Goldammer. Sie gehört zu den sogenannten Wartensängern, das heißt, sie trägt ihr Lied von einer erhöhten Warte aus vor. Ihr melodisches, mehrsilbiges si-si-si-si-süüh lässt sie auch jetzt noch an warmen Tagen von einer Baumspitze, einem exponierten Busch oder einem Weidepfahl aus hören - wobei der genaue Zuhörer leichte Variationen vernehmen kann, denn der Goldammergesang besteht sowohl aus angeborenen wie auch erlernten Elementen. Das führt dazu, dass je nach Region sehr unterschiedliche Dialekte ausgebildet werden können. Erstaunlicherweise singt die Goldammer jetzt im August sogar noch intensiver als zu Beginn der Brutzeit. In England wurde die Gesangsaktivität eines Männchens im August während 12 Stunden mit mehr als 3.000 Strophen protokolliert! Erst gegen Ende August und Anfang September werden die Territorien vorübergehend geräumt. Dann streifen die Vögel umher und schließen sich gerne zu Trupps zusammen, manchmal auch mit anderen Ammern und Finken. Gesang ist dann noch einmal im Herbst zu hören, der so genannte Herbstgesang, den allerdings auch einige andere Arten wie Zilpzalp, Hausrotschwanz, Rotkehlchen und Star vortragen. Ob diese herbstlichen Gesänge der Vorbereitung der nächsten Brutsaison, der Rangsicherung im winterlichen Trupp oder noch anderen Zwecken dienen, ist noch nicht vollständig geklärt.

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