Höckerschwan mit Jungvogel fotografiert von Christopher Engelhardt

Sommerzeit - Mauserzeit

Wasservögel beobachten und zählen in der Mauser


Text von Christopher Engelhardt

Der Hochsommer ist eine gute Zeit, um an Gewässern einmal Wasservögel genauer zu beobachten und vielleicht zu zählen. Denn viele von ihnen sind jetzt um diese Zeit in der Mauser. Das heißt, sie wechseln ihre Federn und sind für einige Wochen flugunfähig. Dieses Phänomen gibt es übrigens nur bei Wasservögeln. Denn die können sich schwimmend und tauchend ernähren, während alle anderen Vögel, die für ihr Überleben aufs Fliegen angewiesen sind, ihre Federn nur nach und nach erneuern können. Da mausernde Entenvögel nicht davonfliegen können, sind viele von ihnen umso vorsichtiger und heimlicher, suchen oft Deckung im Schilf oder in der Ufervegetation, wo sie für Fressfeinde wie Seeadler, Habicht und Wanderfalke nicht so leicht zu entdecken sind.

Jungvögel zählen

Neben dem Beobachten und Studieren der verschiedenen Federkleider vor, während und nach der Mauser bietet es sich jetzt an, sofern möglich, auch einmal den Anteil an Jungvögeln zu protokollieren, um damit Aufschluss über den Bruterfolg zu bekommen. Sehr einfach kann man das beim Höckerschwan ablesen, der sich an geeigneten Stellen zu großen Trupps zusammenfinden kann. Denn die Jungschwäne dieses Jahres sind noch braun, und sie behalten ihre Jugendfedern noch bis über den Winter. Zwar gibt es beim Höckerschwan immer viele Nichtbrüter, aber wenn man überhaupt fast nur Altvögel erblickt, kann man doch eher von einem nur geringen Bruterfolg ausgehen. Wo sich Haubentaucher jetzt zu größeren Schwärmen zusammenfinden, ist das ein Zeichen, dass die Brutsaison zu Ende und kaum noch mit Spätbruten zu rechnen ist. Noch kann man beim Durchmustern der Trupps viele Jungtaucher an ihren dunklen Kopfstreifen erkennen und so einen Jungvogelanteil ermitteln. In den nächsten Wochen werden sie dieses Jugendgesicht allerdings zusehends verlieren. Die jungen Graugänse sehen jetzt bereits fast wie ihre Eltern aus, wirken aber insgesamt etwas brauner und vor allem am Bauch sauberer gezeichnet. Knifflig wird es bei vielen Entenarten, deren diesjährige Junge oft schon zum Verwechseln ihren Müttern gleichen. Geduld, gute Beobachtungsbedingungen und Erfahrung oder ein gutes Bestimmungsbuch sind unerlässlich, wenn man Sommer-Enten nach Geschlecht und Alter differenzieren will.

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