Schwarzblauer Ölkäfer, fotografiert von Christopher Engelhardt

Ölkäfer – Spezialisten am Wegesrand

Der "Schwarze Maiwurm" lässt sich im Frühling beobachten.


Text von Christopher Engelhardt

Im April und Mai, in wintermilden Jahren manchmal schon ab Mitte März, kann man einen auffälligen, weit verbreiteten, inzwischen aber selten gewordenen Käfer beobachten. An offenen, meist sandigen Stellen an Waldrändern, auf Wiesen und Deichen krabbelt in diesen Wochen der bis zu 3,5 Zentimeter lange Schwarzblaue Ölkäfer (Meloe proscarabaeus) aus seinem unterirdischen Winterversteck ans Tageslicht. Seine Mutter hatte hier irgendwo in der Nähe Tausende Eier in den Boden gelegt, aus denen kleine Larven geschlüpft waren. Die krabbelten instinktiv Pflanzen hinauf, versuchten, eine Blüte zu erreichen und warteten dann auf Blütenbesucher. Mit Glück kam ein Nektarsucher vorbei, an dessen Körper sich die kleine Larve unbemerkt anheften konnte; und wenn sie noch mehr Glück hatte und es sich bei dem unfreiwilligen Taxi um eine Solitärbiene oder deren zugehörige Kuckucksbiene handelte, gelangte sie so unbemerkt in den Bau eines für sie passenden Wirtes. Nachdem der blinde Passagier dort das Bienennest samt Ei und Vorräten leergefressen hatte, suchte er sich nach mehreren Häutungen anderswo ein unterirdisches Plätzchen, um als sogenannte Scheinpuppe zu überwintern. Die daraus schlüpfende Larve musste sich dann nochmals verpuppen, damit jetzt im Frühjahr der fertige Käfer daraus werden konnte.

Der Schwarzblaue Ölkäfer hat nicht nur einen interessanten, extrem spezialisierten Entwicklungszyklus, er sieht auch noch faszinierend aus. Insgesamt ist er auffallend glänzend blauschwarz gefärbt, Kopf und Halsschild grob punktiert. Der Kopf ist heruntergezogen, die vielgliedrigen Fühler ähneln einer Kette aus lauter Knoten. Mit seinen zurückgebildeten Flügeln kann der Käfer nicht fliegen, sondern krabbelt auf der Suche nach fressbaren Kräutern träge und schwerfällig umher. Trächtige Weibchen ähneln dabei durchaus fetten Würmern, was der Art auch den Namen „Schwarzer Maiwurm“ eingebracht hat. Es gibt noch einen sehr ähnlichen, gleich großen Verwandten, der ebenfalls an schütter bewachsenen, sonnigen Stellen vorkommt: die Violette Maiwurm (Meloe violaceus), der allerdings eine deutlich blauviolette Färbung zeigt. Wenn man jetzt im Frühjahr in geeigneten Lebensräumen bewusst darauf achtet, gibt es gute Chancen, über kurz oder lang einen dieser bemerkenswerten Frühlingskäfer selbst einmal zu finden.

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