Archivartikel
Foto: Christopher Engelhardt.
Nicht nur am Blocksberg: Hexenbesen überall!
Nicht alles, was nach Mistel aussieht, ist auch eine Mistel.
Text: Christopher Engelhardt.
Im letzten Newsletter haben wir die Mistel vorgestellt, die als Halbschmarotzer auf verschiedenen Baumarten lebt und dabei wie ein dichtes Gebüsch inmitten der Äste und Zweige ihres Wirtsbaumes aussehen kann. Aber nicht alles, was nach Mistel aussieht, ist auch eine Mistel. So lange die Blätter noch nicht ausgetrieben sind, sieht man ebenfalls sehr häufig dicht verästelte kugelige Gebilde im Astwerk der Bäume, die einer ganz anderen Gruppe von Lebewesen zuzurechnen sind. Im Gegensatz zu den auch im Winter grünen Misteln handelt es sich hier allerdings tatsächlich nur um ein verdichtetes Wirrwarr von Zweigen, die in unbelaubtem Zustand schon von weitem auffallen: die sogenannten „Hexenbesen“. Dabei handelt es sich im Grunde um eine Art Wuchs-Störung. Ein kleiner Schlauchpilz hat sich als Myzel in der Rinde der Zweige eingenistet. Er regt den von ihm besetzten Baum dazu an, an der befallenen Stelle immer wieder neue Triebe und Knospen auszubilden, sodass hier eine große Zahl dünner Zweige entsteht, die in ihrem Aussehen an Besen erinnern, wie sie früher oft aus an Stecken gebundenen, dünnen Zweigen gefertigt wurden.
Manche Bäume sind bis in die Krone hinein über und über von diesen Hexenbesen besetzt, wodurch auf Dauer freilich die Gesundheit der Trägerpflanze beeinträchtigt wird. Hexenbesen findet man sowohl in Städten wie auch in der freien Natur. Vor allem Birken sind von ihnen befallen, daher heißt der Pilz auch „Moorbirkenhexenbesen“ (Taphrina betulina). Unter diesem Namen können Sie ihn unter www.naturgucker.de eingeben. Hexenbesen auf anderen Bäumen sind allerdings anderen Pilzarten zuzurechnen. So können zum Beispiel Buchen vom Hainbuchen-Hexenbesen (Taphrina carpini) befallen werden. Treten ähnliche Wachstumsstörungen bei Tannen auf, hat dem Baum ein Rostpilz zugesetzt, der die als „Tannenkrebs“ bezeichneten Wucherungen verursacht.
