Drüsiges Springkraut Nädlershorst, fotografiert von Christopher Engelhardt

Neophyten – schön verhasst

Neubürger aus anderen Weltregionen


Text von Christopher Engelhardt

Neophyten sind bei den meisten unbeliebt. Neophyten, das sind Neubürger, neue Gewächse, Pflanzen, die aus anderen Weltregionen stammen und durch Verschleppung oder bewusstes Verpflanzen hier angesiedelt worden sind. Und wie immer, wenn wir Menschen in der Natur etwas verändern, bleibt das nicht ohne Folgen. Ein im wahrsten Wortsinn „schönes“ Beispiel ist das Drüsige oder Indische Springkraut (Impatiens glandulifera), eine ausgesprochen hübsche, schnell wachsende Pflanze. Wie der Name schon verrät, stammt die Pflanze aus dem fernen Asien, und ihre Samenkapseln springen bei Reife auf und schleudern den Samen heraus. Sie kann Wuchshöhen von über zwei Metern erreichen. Schon vor über 150 Jahren wurde das Indische Springkraut als Zier- und Gartenpflanze eingeführt, verwilderte bald und ist heute in fast ganz Europa verbreitet. Jetzt im Juni beginnt es zu blühen, oft bis in den Oktober hinein. Seine Blüten sind weinrot, manchmal auch lila oder weiß, und erscheinen in lang gestielten, verzweigten, bis zu 15-blütigen Trauben. Sicher kann man grundsätzlich der Schönheit dieser Pflanze etwas abgewinnen, mancher mag sie vielleicht sogar als Bereicherung unserer einheimischen Flora ansehen. Das Problem liegt aber darin, dass das Indische Springkraut aufgrund seines hohen und raschen Wuchses angestammte Pflanzen an ihrem Wuchsort unterdrücken kann. Dazu kommt, dass es sehr intensiv riecht und weit mehr Nektar produziert als andere vergleichbare Pflanzen und für bestäubende Insekten mit einem sehr zuckerhaltigen Pollen aufwartet. So wird es von Honigbienen und Hummeln sehr gerne angeflogen, was wiederum dann einheimische Blütenpflanzen benachteiligt. Verständlich also, dass es mancherorts aktiv durch Schneiden und Mähen bekämpft wird. Wo dies erforderlich ist und Sinn macht, muss man sicher im Einzelfall entscheiden. Denn in Zeiten globaler Ausbreitungs- und Verschleppungswege werden wir nie wieder eine „ursprüngliche“ Natur erschaffen können. Und jenseits aller ökologischen Problematik hat das Springkraut ja auch seine eigene, durchaus be(ob)achtenswerte Schönheit – siehe oben!

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