Hausmutter fotografiert von Will Leurs.

Nächte der Motten

Die Nachtfalter sind los.


Text: Christopher Engelhardt.

Der Hochsommer ist die hohe Zeit der Nachtfalter. Vor allem in so genannten „tropischen Nächten“, bei denen die Temperatur auch während der Nacht kaum unter 20 Grad sinkt, sind Abermillionen von ihnen unterwegs, um an Nachtblüten Nektar zu saugen oder einen Partner für die Fortpflanzung zu finden. Freilich, die Zeiten, in denen man allabendlich Hunderte von ihnen um die Straßenlaternen sausen sah, sind unwiderruflich vorbei. Der massive Zusammenbruch unserer Insektenpopulationen in den letzten Jahrzehnten hat ohnehin nur noch einen kleinen Bruchteil des früheren Schmetterlingsreichtums übrig gelassen. Und unsere Straßenbeleuchtung wurde weithin auf Licht umgestellt, das keine Insekten mehr anzieht und vernichtet – was tendenziell richtig ist, aber doch nur einen Tropfen auf den heißen Stein bedeutet. Aber wer abends einmal auf seiner Terrasse das Licht angelassen hat, vor allem wenn es sich um herkömmliche Glühbirnen handelt, sollte vor dem Ausschalten einmal nachsehen, was sich vielleicht an der hellen Hauswand abgesetzt hat. Zehn, 20 oder mehr Arten von Nachtfaltern könnten da in einer naturnahen Stadtrandlage schnell zusammenkommen, Kleinfalter eingeschlossen. Manche sitzen mit flach ausgebreiteten Flügeln an der Wand. Die gehören meist zu den Spannern, unter denen jetzt der Gemeine Bindenspanner (Epirrhoe alternata) und der Ockergelbe Blattspanner (Camptogramma bilineata) mit die häufigsten sind. Eulenfalter sind in der Regel größer und ruhen meist mit zusammengelegten Flügeln, so dass sie schlank und langgestreckt aussehen. Zu den bekanntesten Nachtanfliegern gehört die  Gammaeule (Autographa gamma) und die auffällige Hausmutter (Noctua pronuba). Die zahllosen Kleinfalter der Wickler und Zünsler sind in der Regel schwierig zu bestimmen, manche von ihnen aber auch auffällig und sehr hübsch gezeichnet. Wer sich dem Thema annähern möchte, sollte die am Licht sitzenden Falter fotografieren und dann einmal mit den Falter-Fotos abgleichen, die aktuell unter www.naturgucker.de gezeigt werden. Bei häufigen Arten wird man schnell feststellen, dass auch schon andere Beobachter diese Art gesehen und ein Foto davon eingestellt haben. Und jede eigene Meldung ist bekanntlich auch eine gute Nachricht aus der Natur und hilft mit, den Bestand und die Verbreitung unserer heimischen Arten zu dokumentieren.

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