Rote Sandmilbe (Trombidium Holosericeum) Hornberg fotografiert von Christopher Engelhardt.

Klein, aber oho!

Bauern und Winzer wissen die Rote Sandmilbe zu schätzen.


Text: Christopher Engelhardt.

Es scheint irgendwie logisch: Je kleiner Lebewesen sind, desto mehr von ihnen gibt es. Mit der Winzigkeit verschiedener Artengruppen wächst zugleich die Anzahl und Vielfalt der Arten. Weil sie so klein sind, kennen wir sie allerdings kaum, und so wird ihre Rolle im Haushalt der Natur meistens unterschätzt. Wir kennen Vögel und Säugetiere, vielleicht auch Schmetterlinge – doch die machen tatsächlich nur ein vergleichsweise kleines Segment des Lebens auf unserem Planeten aus. Aber wen interessieren schon ... zum Beispiel Milben! Man bringt sie meistens mit „Ungeziefer“ in Verbindung, das „schädlich“ sei und auf das man lieber verzichten würde. Milben gehören zu den Spinnentieren, sind meistens sehr klein und mit bislang 50.000 bekannten verschiedenen Spezies eine sehr artenreiche Tiergruppe. Rund die Hälfte von ihnen lebt im Boden, wo sie ganz wesentlich zur Aufbereitung des Erdreichs und zur Humusbildung beitragen. Eine Schippe voll Erde kann viele Tausende von ihnen beherbergen. Andere Milben verarbeiten abgestorbenes Gewebe oder Aas, etliche leben parasitisch auf anderen Lebewesen. Letztere können durchaus Krankheiten verbreiten und damit zur Bestandsregulierung beitragen, was aus unserer Sicht dann eben auch negativ und schädlich sein kann.

Es gibt aber auch die umgekehrte Erfahrung, dass Milben bewusst als „Nützlinge“ wahrgenommen und eingesetzt werden. Zu diesen gehört eine der größten Arten hierzulande, die sicher fast jeder schon einmal auf Mauern oder Felsen, im Garten, auf Holz oder zwischen Moosen hat herumlaufen sehen: die Rote Samtmilbe (Trombidium holosericeum). Die erreicht eine Körpergröße von bis zu vier Millimetern und fällt sofort durch ihre knallrote Farbe auf. Erwachsene Samtmilben leben räuberisch. Sie jagen und erbeuten kleine Insekten und Raupen, fressen Schneckeneier und andere Milben, was sie unter anderem bei Gärtnern beliebt macht. Auch Bauern und Winzer wissen sie zu schätzen, denn die Rote Samtmilbe hat eine Vorliebe für Blatt- und Rebläuse und kann pro Tag bis zu vierzig dieser „Kulturschädlinge“ vertilgen. Bereits seit März sind viele von ihnen aus dem Winterquartier unter dem Laub emporgeklettert, und von April bis Mai, teilweise auch noch den Sommer über kann man sie entdecken, wie sie am Boden oder auf alten Mauern herumlaufen und nach Beute suchen.

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