Totentrompete fotografiert von Christopher Engelhardt

Herbst-Pilze im Regen-Sommer

Herrliches Wetter für Pilze


Text von Christopher Engelhardt

„Haben wir nicht herrliches Wetter draußen?“ So schrieb mir ein Freund kürzlich über WhatsApp an einem der zahlreichen feuchtwarmen Regentage dieses Sommers. Regen und herrliches Wetter? Das kann man vielleicht am ehesten verstehen, wenn man weiß, dass der Absender der Nachricht ein Pilzfreund ist, der am liebsten in feuchten Senken und Waldwegfurchen nach kleinen Becherlingen und anderen Schlauchpilzen sucht. Denn tatsächlich: Was Insektenfreunde und Sonnenhungrige in den vergangenen Wochen vielerorts fast verzweifeln ließ, lockte schon viel früher als in anderen Jahren Pilzsucher und -sammler in den Wald und auf die Wiesen. War das vergangene Jahr aufgrund monatelanger Trockenheit eines der pilzärmsten der letzten Jahrzehnte, so erleben wir in dieser Saison das genaue Gegenteil. Auch wenn es regional durchaus große Unterschiede gibt, so standen doch in etlichen Gegenden bereits Mitte und Ende Juli die Wälder voll mit kleinen und großen Hutpilzen. Es hat fast den Anschein – wie ein Pilzberater kürzlich auf einer Exkursion meinte – als ob die Myzelien dieses Jahr nur darauf drängten, das im letzten Jahr Verpasste wieder aufzuholen: Helmlinge und Rüblinge, Perl- und Pantherpilze, Röhrlinge und Täublinge schießen bereits jetzt in großer Zahl aus dem Waldboden – und müssen sich sehr beeilen, ihre Sporen abzuwerfen, bevor die ebenfalls vom nassen Wetter gesegneten Schnecken sich über sie hermachen.

Herbst-Trompeten suchen

Ein bei kulinarisch interessierten Mykologen hochgeschätzter Pilz ist in diesem Sommer die Herbst-Trompete. Ja, richtig: es gibt – was nur selten vorkommt – Herbst-Trompeten bereits in der Mitte des Sommers, dem feuchten Juli sei Dank! Die Herbst-Trompete sieht sehr charakteristisch aus und kann mit kaum einem anderen oder gar giftigen Pilz verwechselt werden. Fast immer steht sie nicht einzeln, sondern kommt in größeren Beständen vor. Sie gedeiht vor allem in Laubwäldern und steht dort in der Nähe von Buchen. Da sie nur dünnes Fleisch hat, ist sie allerdings weniger für eine sättigende Mahlzeit geeignet, sondern mehr ihres Aromas wegen begehrt. Einzeln ausgebreitet kann man sie leicht trocknen und dann zu einem würzigen Pilzpulver zermahlen.

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