Gefleckte Schüsselschnecke (Discus rotundatus) Lauer Holz, fotografiert von Christopher Engelhardt

Gefleckte Schüsselschnecken – Leben im Versteck

Übersehen und unbekannt


Text von Christopher Engelhardt

Gucken Sie doch mal nach Schnecken! So viele Arten gibt es ja nicht. Die große Weinbergschnecke kennt jeder, und auch Nacktschnecken, die Schnirkelschnecken kommen in fast jedem Garten vor: die Weißmündige oder Garten-Schnirkelschnecke – das sind die mit der hell umrandeten Mündung – und die Schwarzmündige oder Hain-Schnirkelschnecke – das sind die mit dem dunklen Mündungssaum. Vielleicht kennen einige auch noch die Gefleckte Schnirkelschnecke, das sind die mit dem bräunlichen, gefleckten Gehäuse. Das war’s dann aber auch schon fast. Die Mehrzahl der anderen Arten sind meist sehr klein, leben versteckt oder kommen nur lokal vor. Hinzu kommt, dass es bis zum Erscheinen von Vollrath Wieses Buch „Die Landschnecken Deutschlands“ im Jahr 2014 über 20 Jahre lang keine für Laien brauchbare Bestimmungsliteratur gab. Und auch mit Bestimmungsbuch sind etliche Arten aufgrund ihres ähnlichen Aussehens nicht leicht auseinanderzuhalten. Es gibt aber Ausnahmen. Zum Beispiel könnte man einmal ganz gezielt nach der Gefleckten Schüsselschnecke (Discus rotundatus) suchen. Ihr Gehäuse wird zwar nur fünf bis sieben Millimeter groß, sie ist aber überall in Gärten und Wäldern sehr häufig und leicht erkennbar. Das grobgerippte, aus bis zu sechs Umgängen („Schleifen“ oder „Umdrehungen“) bestehende, flache Gehäuse zeigt nämlich in unregelmäßigen Abständen bräunliche Querbänder, durch die der Eindruck eines schachbrettähnlichen Musters aus viereckigen Flecken entsteht. Auch bei undeutlich gezeichneten Tieren aus feuchten, dunklen Standorten sollte das Muster spätestens unter einer Lupe erkennbar sein. Die Gefleckte Schüsselschnecke lebt in Wald und Gärten unter Bodenstreu, in Abfallhaufen, unter Steinen oder Holz, wo sie sich von pflanzlichem Material, von Pilzen oder auch toten Insekten ernährt. Die Tiere, die wie alle Landschnecken Zwitter sind, legen im Mai oder Juni einige wenige Eier, aus denen fertige kleine Schneckchen schlüpfen. Wenn man an feuchten, schattigen Stellen oder manchmal an trockeneren Standorten auf dem Boden zum Beispiel altes, morsches Holz umdreht, sollte man diese hübschen kleinen Tierchen bald gefunden haben: Meist zwar übersehen und unbekannt, gehören sie hierzulande doch zu den häufigsten Schnecken überhaupt.

www.naturgucker.de;