Hypholoma indet. Fotografiert von Harry Messerschmidt

Die Streuzersetzer

Spätsommer ist Pilze Zeit


Text von Christopher Engelhardt.

 

Nach einem Jahr, in dem es in vielen Regionen Deutschlands über Wochen hin viel zu wenig Regen und darum kaum Pilze gab, beginnt mit dem Spätsommer die Jahreszeit, in der es auch unter ungünstigen Bedingungen immer reichlich Pilze zu finden gibt. Im biologischen Kreislauf des Waldes erfüllen die verschiedenen Pilze unterschiedliche Aufgaben. Ihre Funktion lässt sich oft schon an ihrem Standort erkennen. Viele huttragende Pilze sind Streuzersetzer, sogenannte Saprophyten, die das tote organische Material der Laub- und Nadelstreu des Bodens abbauen. Zu ihnen gehören alle Trichterlinge (Gattung Clitocybe) oder auch die Egerlinge (Champignons, Gattung Agaricus). Andere sind Saprophyten an Holz; zu ihnen gehören die schon erwähnten Schwefelköpfe (Hypholoma), die büschelig auf Baumstubben wachsen, mehrere Arten Schüpplinge (Pholiota) oder auch einige Tintlinge (Coprinus). Ohne die Arbeit der Saprophyten wäre der Wald bald mit meterhohen Blätter- und Totholzschichten bedeckt und damit nicht mehr lebensfähig.

Weniger sympathisch erscheint uns auf den ersten Blick die Rolle der Parasiten, die sich von lebenden Organismen ernähren, im Wald vor allem vom Holz lebender Bäume und Sträucher. Zu den bekanntesten Parasiten auf Holz gehört der essbare Hallimasch (Gattung Armillaria) oder auch der schön anzusehende Beringte Schleimrübling (Oudemansiella mucida). Finden wir diese Pilze an lebenden Stämmen, können wir sicher sein, dass die letzte Lebensphase dieses Baumes begonnen hat. Tatsächlich bedeutet der Parasitismus der Pilze aber keinesfalls reine Zerstörung. Indem vorwiegend kranke und geschwächte Gehölze befallen werden, nehmen die parasitischen Pilze die Rolle einer Art Gesundheitspolizei des Waldes ein. Nicht zuletzt bieten tote Bäume einer weit größeren Anzahl von Organismen einen Lebensraum als lebende.

www.naturgucker.de