Foto: Christopher Engelhardt.

Dezemberblüten aus der Mauerritze

Was blüht so schön an der Mauer ...


Text: Christopher Engelhardt.

Ich liebe sie, diese kleinen Pflänzchen! Seit ich sie vor Jahren in Südeuropa zum ersten Mal gesehen habe, haben sie es mir angetan. Mit seinen hellvioletten, gespornten Blüten, rötlichen Stängeln und herzfömigen Blättern rankt oder hängt das Mauer-Zimbelkraut (Cymbalaria muralis ) aus Spalten in Felsen, Feldsteinwänden, Stadtmauern und Ruinen und verleiht diesen kahlen, eigentlich unwirtlichen Flächen einen bunten Schmuck. Die Blüten wenden sich dabei immer dem Licht zu. Sie besitzen auf ihrer Unterlippe gelbe Flecken, die wie Staubbeutel erscheinen. Durch die bunten Farben werden Schwebfliegen und Bienen zum Besuch der Blüte und so zu deren Bestäubung animiert. Weil das Zimbelkraut über Monate hinweg blühen kann und dabei geradezu bunte Matten oder Teppiche bilden kann, wurde es bereits vor Jahrhunderten aus Italien und dem Balkan in andere Teile Europas gebracht und hier zur Verschönerung von Mauern angepflanzt. Auch wurde es teilweise als Färbemittel und Heilpflanze gegen Skorbut und zur Wundheilung genutzt. Bis heute dient es als dankbare Kulturpflanze in Steingärten oder gar Blumentöpfen. Obwohl die Pflanze aus dem Mittelmeerraum stammt, kann sie sogar im nördlichen Europa an geschützten Mauerabschnitten gedeihen. So war ich erstaunt, sie nahe der Ostseeküste an einer alten Mauer gegenüber dem Lübecker Dom zu finden – und zwar blühend noch Ende November! Wenn Sie auf www.naturgucker.de nach dem Mauer-Zimbelkraut und dann unter „beobachtetes“ nach der Eigenschaft „blühend“ filtern, werden Sie blühende Pflanzen dieser Art noch bis Mitte Dezember finden. Achten Sie doch einmal jetzt in der sonst eher tristen Jahreszeit auf diese hübschen Mauerbewohner, und dokumentieren Sie unter naturgucker.de auch, ob das Zimbelkraut noch blüht oder abgeblüht ist und Früchte trägt. Und auch das ist interessant: Denn der letzte am Fruchtstiel verbleibende Samen wächst an diesem vom Licht weg in die Mauerritze hinein. So findet er beim Auskeimen gleich ein günstiges Keimbett vor, an dem eine neue Generation Zimbelkraut uns im nächsten Jahr mit seinen Blüten erfreuen wird.

www.naturgucker.de