Gemeiner Scheckenfalter - längst nicht mehr gemein - Düne Herrnburg, fotografiert von Christopher Engelhardt

Das große Insektensterben

Kaum noch zerquetsche Insekten auf Windschutzscheiben


Text von Christopher Engelhardt

Jeder der heute etwas Älteren erinnert sich: Früher konnte man im Sommer keine Landstraße entlangfahren, ohne hinterher den Matsch zahlloser aufgeprallter Insekten von der Windschutzscheibe kratzen zu müssen. Heute fahren wir durch ganz Deutschland, und die Scheiben bleiben oft ziemlich sauber. Wer das in Spanien tut, kann kaum noch etwas sehen vor lauter weißer und gelber Flecken. In den vergangenen Monaten hat es die Nachricht, dass eine Vielzahl unserer Insekten stark gefährdet oder gar vom Aussterben bedroht ist, immer öfter in Printmedien und Fernsehen geschafft: Untersuchungen zufolge sind in den letzten Jahrzehnten 80 Prozent unserer Insekten-Biomasse verloren gegangen. Nicht nur die Menge, auch die Vielfalt der Arten hat abgenommen. Des öfteren nehme ich noch als Bestimmungshilfe den „Kosmos-Insektenführer“ aus dem Jahr 1999 zur Hand – und stelle fest, dass zum Beispiel etliche Schmetterlinge, die dort als „überall recht häufig“ genannt werden, heutzutage extrem selten geworden oder vielleicht gar verschwunden sind. Der Niedergang hat verheerende Folgen: für die Bestäubung der Pflanzen, die auf Insekten angewiesen sind, für die Aufzucht der Jungvögel und den Bestand unserer Vogelpopulationen, in der Folge dann auch für alle, die in der Nahrungskette darüber stehen, bis hin zu uns Menschen. Als Naturgucker sollten wir nicht nur passive Zuschauer sein – es hilft schon, wenn jeder in seinem Garten oder auf seinem normalen Rundgang die gesehenen Arten regelmäßig dokumentiert. Die Plattformen naturgucker.de und nabu-naturgucker.de sind dafür ideale Werkzeuge. Und da kaum jemand alle Arten kennt, gibt es auf naturgucker.de das Artenalbum, in dem sich häufig gute Bestimmungs-Hilfen für Schmetterlinge und Libellen finden. Auch von verschiedenen Schwebfliegen und Käfern gibt es mittlerweile zahlreiche aussagekräftige Aufnahmen. In Internetforen wie kerbtier.de (speziell für Käfer) oder insektenfotos.de kann man fotobasierte Bestimmungsanfragen stellen. Die dann auf naturgucker.de online gestellten Art-Beobachtungen sind allgemein zugänglich und können helfen, Ausmaß und Umfang der Veränderungen in der Insektenwelt besser zu verstehen, einzuschätzen – und vielleicht gezielter gegensteuern zu können.