Brombeerrost, fotografiert von Christopher Engelhardt

Blattverfärbung – auch ohne Herbst

Larven und Kleinpilze sind am Werk


Text von Christopher Engelhardt

Dass sich im Herbst die Blätter verfärben, ist allgemein bekannt: Der Baum baut das Chlorophyll ab und bereitet sich so auf den Blattabwurf und den Winter vor. Aber längst nicht jede Verfärbung, die jetzt auf den Blättern erscheint, ist dem fortschreitenden Herbst zuzuschreiben. Viele braune, gelbliche, schwarze oder weiße Blattverfärbungen und -verformungen sind das Werk von Insekten beziehungsweise deren Larven, die sich in den Blättern entwickeln, oder von phytoparasitischen Kleinpilzen, die an Bäumen und Sträuchern schmarotzen. Es gibt Hunderte von Verursachern solcher Blattflecken, und dies einmal genauer unter die Lupe zu nehmen ist ein weites Feld für interessierte Naturbeobachter. 

Nur wenige Beispiele seien hier genannt. Vielleicht am bekanntesten ist die auch in diesem Jahr wieder seit Monaten augenfällige Verfärbung der Rosskastanie, die durch die Larven der Kastanienminiermotte (Cameraria ohridella) hervorgerufen wird: sie frisst sich im Blatt, also zwischen der unteren und oberen Blatthaut, minenartig durch das Blattgewebe, sodass manche Kastanien bereits im Sommer braun aussehen und ihre Blätter zu verlieren beginnen. Hält man sie gegen das Licht, kann man oft die kleine Raupe erkennen und ihr bei der „Arbeit“ zusehen. 

An der Stechpalme (Ilex aquifolium) ist es die Ilexminierfliege (Phytomyza ilicis), die Teile des Blattes weißlich verfärbt. Die Miniermotte Phyllocnistis xenia hat sich auf die Blätter der Silberpappel (Populus alba) spezialisiert, wo sie charakteristische zweispurige Schlangenlinien hinterlässt. Eine andere sehr häufige Blattverfärbung sind die schwarzen Flecken auf Ahornblättern, die man jetzt wieder in fast jedem Wald und jedem Ahornbestand finden kann. Die werden hervorgerufen vom Ahorn-Runzelschorf (Rhytisma acerinum), einem Schlauchpilz, der vor allem den Spitz-Ahorn befällt. Die roten Flecken auf der Brombeere dagegen können von einem Rostpilz stammen: Den Brombeerrost (Phragmidium violaceum) erkennt man unter anderem daran, dass die Flecken auf der Blatt-Unterseite schwarzfilzig erscheinen. Wie gesagt, dem Interessierten eröffnet sich hier quasi vor der Haustür ein weites, unbekanntes Feld – man muss nur genau hinschauen.

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