Teichrohrsänger. Foto: Daniele Occhiato.

Auf die Stimme kommt es an!

Wer in einem undurchsichtigen Lebensraum zu Hause ist, muss seine Stimme einsetzen, um auf sich aufmerksam zu machen.


Text: Christopher Engelhardt.

Das gilt in der Vogelwelt ganz besonders von den schilfbewohnenden Arten, die in einem undurchdringlichen Stängelgewirr von Schilf und Röhricht einen Partner finden oder ein Territorium abstecken müssen. Meist handelt es sich um Arten, die optisch nicht viel hermachen – kleine braune Vögel eben, denen es auf besonders auffällige Kennzeichen oder gar Signalfarben nicht ankommt. Bei uns in Mitteleuropa sind vier Arten von Rohrsängern heimisch, die man nur selten zu sehen bekommt, die sich aber um so intensiver hören lassen. Charakteristisch ertönt von Mai bis in den Juni hinein aus vielen Schilfdickichten das stakkatoartige "tiri-tiri-trek-trek" des auch Rohrspatz genannten Teichrohrsängers. Meist bleibt er bei seinem Vortrag tief in der Deckung sitzen. Der Schilfrohrsänger dagegen klettert beim Singen manchmal an einem Schilfhalm empor und zeigt dann auch seinen markanten Überaugenstreif. Sein Lied klingt viel aufgeregter und hektischer und enthält auch trillernde und imitierende Elemente. Weit weniger häufig trifft man den Drosselrohrsänger an, der wie eine größere Ausgabe des Teichrohrsängers aussieht und einen ebenso getakteten, aber viel lauteren, knarrenderen Gesang vorträgt wie sein kleinerer Kollege. Auch der Sumpfrohrsänger gehört in diese Verwandtschaft, allerdings lebt er nicht im Schilf, sondern eher an dessen Rand in dichten Stauden oder Gebüschen. Sein Gesang ist sehr abwechslungsreich und voller Imitationen. Erst seit kurzem ist er aus Afrika zurück gekehrt und entsprechend noch sehr sangesfreudig. Der Seggenrohrsänger ist bei uns bis auf ein winziges Restvorkommen an der Unteren Oder ausgestorben. Auf dem Kopf trägt er zwei relativ breite, schwarze oder schwarzbraune, die sich vom oberen Schnabelansatz breiter werdend zum Nacken ziehen und von einem beigen Streifen getrennt sind. Er singt sehr kurz und meist nur im Dunkeln. In die Reihe unauffälliger brauner Hör-Vögel gehören schließlich auch noch unsere Schwirle. Während der Rohrschwirl ebenfalls ein strikter Röhrichtbewohner ist, bevorzugt der Feldschwirl Gebüsche und staudenreiche Feuchtwiesen. Beide Arten lassen ein langanhaltendes Schwirren hören, das beim Feldschwirl etwas höher klingt als beim tiefer sirrenden Rohrschwirl. Zuletzt gibt es noch den selten gewordenen Schlagschwirl, dessen aus dichten, feucht stehenden Laubgehölzen erklingender Gesang an eine Nähmaschine erinnert. Lassen Sie beim Spaziergang entlang größerer Schilfgebiete diese Stimmen mal auf sich wirken -und ärgern Sie sich nicht, wenn Sie trotz intensiven Beobachtens die Sänger nicht entdecken können: Es sind sowieso nur kleine braune Vögel – siehe oben.

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